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Welpenerziehung

Wenn es darum geht, sich zu entscheiden, ob man einen Welpen oder einen erwachsenen Hund aufnimmt, gibt es viele Dinge zu beachten. Der große Vorteil eines Welpen ist, dass man alle Fehler selbst machen kann. Der große Nachteil ist, dass man sie meist auch macht. Die Erziehung und das Begleiten eines Welpen ist nichts für Schwächlinge, denn Welpen sind nicht einfach kleine Babys, sondern Jungtiere einer anderen Art. Man kann sich also nicht ausschließlich auf seine elterlichen Instinkte verlassen, wie man es meist beim eigenen Nachwuchs tut.

Podcast-Folge

W wie Welpenerziehung

Welpen! Ein steiger Quell der Freude…. Hahaha! So stellt man sich das vor, bis man das kleine Dinge zerstörende, pieselnde und interessante Ideen auslebende Krokodil zuhause hat!

Einen Welpen großzuziehen ist eine enorme Verantwortung. Die fängt mit dem Nachdenken darüber an, ob man sein Leben dem zumindest teilweise anpassen kann und anfangs auch zurückstecken will.
Aber es hängen noch viel mehr Dinge dran. Ich hab mal drüber sinniert.

Entwicklungsphasen bei Welpen

Die Entwicklung eines Welpen geschieht sehr viel schneller als die des Menschen. Fehler, die man macht, machen deshalb oft einen größeren Eindruck. Es reicht nicht aus, mit dem Welpen mitzulernen, sondern man sollte im besten Fall immer einen Gedankenschritt voraus sein.

Beim Züchter

Die ersten wichtigen Zeitfenster hat man als HalterIn nicht mal selbst unter Kontrolle. Sie finden beim Züchter statt oder zumindest an dem Ort, an dem der Hund zur Welt kommt. Die sorgfältige Auswahl der Herkunft seines Welpen macht deshalb mindestens die halbe Miete aus.

In den ersten Wochen und schon davor entwickelt sich das Hormonsystem und damit auch die Fähigkeit oder Unfähigkeit mit Stress und Neuem umzugehen. Die Gewöhnung an Menschen, andere Tiere und die menschliche Umwelt spielt hier die wichtigste Rolle. Einiges, was in dieser Zeit verpasst wurde, ist nicht mehr oder nur sehr schwer nachholbar.

Die ersten Wochen

Wir tragen dann die Verantwortung für das Tier, wenn es bei uns eingezogen ist. Es hat dann schon einen Berg voll Erfahrungen oder Erfahrungsdefizite und wir haben arbeiten im Zweifel gegen die täglichen neuen eventuell negativen Erfahrungen, die der Hund macht.

Zudem kann man auch hier jede Menge Fehler machen und den Grundstein für spätere Probleme legen. Die meisten Welpenbesitzer haben zum ersten Mal einen Hund und es fehlt ihnen an den so wichtigen Wissens- und Erfahrungswerten, um Defizite erfolgreich auffangen zu können. Genau deshalb ist es so wichtig, sich einen Welpen auszusuchen, bei dem schon viel Vorarbeit geleistet wurde.

Was ist wirklich wichtig?

Es ist deshalb außerordentlich wichtig, sich vernünftig vorzubereiten und sich darüber im Klaren zu sein, was der Welpe lernen kann und soll.

Der Grundstein, den wir legen müssen, ist der Aufbau von Vertrauen und Sicherheit in sein neues Zuhause und seine neuen Bindungspersonen. Je schlechter die ersten Lebenswochen des Welpen waren, desto mehr Zeit und Kraft muss in diese Grundlage gesteckt werden. Alles andere wird hintenangestellt.

Je besser der Welpe in den ersten Wochen lernen konnte, desto mehr kann man sich mit anderen Dingen befassen. Dem Kennenlernen der neuen Umwelt mit all seinen individuellen Besonderheiten. Den Dingen, die der Welpe in dieser neuen Umwelt später entspannt begegnen soll und den Zielen, die ich mit dem erwachsenen Hund anstrebe.

Er soll lernen, mit mir ein Team zu werden, gern mit mir zu arbeiten, sich mit und bei mir und in seinem Umfeld entspannen zu können und vielleicht schon an seine Arbeit herangeführt zu werden.

Typische Probleme

Der Welpe wird zu einem Hund heranwachsen. In dieser Zeit wird er Verhaltensweisen zeigen, die für einen Hund ganz normal sind, aber in der Menschenwelt Probleme bereiten. Unsere Aufgabe ist es, auf diese Verhaltensweisen vorbereitet zu sein und sie so zu lenken und zu begleiten, dass es später keine Schwierigkeiten geben wird.

Kleine Welpen werden ihre Umwelt untersuchen und viele Dinge kosten, in viele Dinge hereinbeißen und mit vielen Dingen spielen. Das ist wichtig für ihre Entwicklung, denn sie lernen Gefährliches von Ungefährlichem zu unterscheiden, Reaktionen zu erwarten und mit Neuem umzugehen.

In unserer Menschenwelt ist das aber gar nicht so einfach, denn neue Gardinen sind teuer, Welpenzähne spitz und die Reizüberforderung nicht weit.

Als WelpenbegleiterIn sollte man sich dementsprechend auf eine Zeit der Entbehrung einstellen, in der man eigene Bedürfnisse etwas zurückschiebt, um den Welpen in sein neues Leben so zu begleiten, dass es am Ende allen gut geht.

Prävention ist einfacher als Problemlösung

Wie immer gilt, dass es einfacher ist, Schuhe vorher wegzuräumen, als dem Welpen beizubringen, dass die teuren High Heels kein Hundespielzeug sind.

Es ist einfacher, dem Hund beizubringen, mit Frust umgehen zu lernen, als nachher ein schreiendes 30 Kilogramm Bündel an der Leine zu haben.

Und es ist einfacher, mit dem Hund nach Autoschlüsseln zu suchen, als ihn davon abhalten zu müssen, der Rehspur zu folgen.

Das bedeutet, dass man Wohnungen welpensicher gestalten sollte. Dazu gehört es, teure und gefährliche Dinge wegzuräumen. Kindergitter sind ein großartiges Hilfsmittel, um Grenzen einzubauen. Kauartikel und Dinge, in die der Hund beißen und die er bespielen kann, sollten zur Verfügung stehen. Rückzugsorte für den Welpen sind genauso wichtig, wie Rückzugsorte für die Katzen im Haushalt und auch Kinder, die Sicherheit benötigen.

Um Frust aushalten zu können, braucht es Situationen, die der Welpe bewältigen kann. Leckerchenbälle oder andere Gegenstände, aus denen Futter herausfallen kann, wenn man sich anstrengt, sind perfekt dazu. Sie sollten ausreichend schwierig sein, damit der Hund Lösungen finden muss und es darf auch mal gar nicht gelingen. Festgehalten werden und sich entspannen können, gehört ebenfalls dazu und auch das Lösen von Problemen ist eine wichtige Anregung, um mit Frust umgehen zu lernen. Kleine Treppen können bewältigt werden, Hindernisse müssen genommen werden und ähnliches bietet sich hierfür an.

Hunde, die aus Arbeitslinien stammen oder andere genetische Vorgaben mitbringen sind in der Regel einfacher zu führen, wenn sie von Beginn an in eine Aufgabe eingeführt werden. Diese kann dann der Mensch vorgeben bevor der Hund sie sich instinktiv aussucht. Ein Stöberhund wird stöbern. Wenn man jedoch das Potential von Beginn an lenkt, ist es kontrollierbar und kann Freude machen statt zum Problem zu werden.

Mehr Verantwortung mit Welpen

Es ist also eine große Verantwortung, die WelpenbesitzerInnen haben und derer sollten sie sich gewiss sein. Dann kann man auch die wunderbare Zeit mit einem Wesen genießen, welches sich oft bedingungslos anschließt und in das gemeinsame Leben hineinwächst.

Welpenerziehung im Hundekongress

Mit Rolf C. Frank habe ich im 5. Kongress über Frühförderung gesprochen. Mit Corinna Bachmann über die Welpenzeit insgesamt. Mit Corinna Lenz habe ich im ersten Hundekongress über die wichtigsten Übungen für Welpen gesprochen und im zweiten Hundekongress mit Anika Zimmer über Welpen und Kinder.

Im vierten Hundekongress habe ich Petra Frey zum Thema Was Welpen wirklich brauchen, interviewt. Mit Lutz Hehmke habe ich im ersten Kongress über die ersten Wochen gesprochen. Dagmar Spillner hat im Stay@Home Kongress über die Spillnerwelpen gesprochen und mit Tina Schnatz haben wir über Welpendummy diskutiert.

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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