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Bindung

Bindung ist das Zauberwort für alle Probleme. Zumindest denkt man das, wenn man im Internet nach Lösungen sucht. Aber was ist das eigentlich, wie sieht das aus und wie bekommt man das?

Podcast-Folge

B wie Bindung

Wie baue ich eine sichere und positive Bindung zu meinem Hund auf? In dieser Folge mache ich mich emotional etwas nackig und zeige dir, was den Unterschied macht. Trotz doofem Hundeverhalten sich selbst im Griff haben und Vorbild bleiben. Ich fange an, es zu können. Du auch?

Was ist Bindung?

Aus der menschlichen Pädagogik und Psychologie wird Bindung als „enge und überdauernde emotionale Beziehung von Kindern zu Ihren Bezugspersonen“ bezeichnet.

Auch in der Hundewelt gibt es mittlerweile viele Untersuchungen zur Beziehung zwischen Mensch und Hund und es ist mittlerweile fast überall Konsens, dass das Zusammenleben ähnlich dem von Eltern mit ihren Kindern ist. Im Gegensatz zu Wölfen entwickeln Hunde mit entsprechender Sozialisation eher Bindungsverhalten zu Menschen als zu anderen Hunden.

Eine Bindung bezeichnet hier also eine besondere soziale Beziehung, die ein Hund zu einem artfremden Lebewesen, nämlich dem Menschen aufbaut.

Ob Hunde eine Bindung aufbauen, hängt zu allererst von den ersten ca. 14 Lebenswochen des Hundes ab. Hat er in dieser Zeit keine Erfahrungen mit Menschen gemacht, ist der spätere Aufbaue einer Bindung schwer bis unmöglich.

Bindung per se ist nicht automatisch toll. Unterschieden wird in 4 Bindungstypen:

  1. Sichere/stabile Bindung: konzentrierter und explorativ
  2. Unsicher/vermeidende Bindung: distanziertes Verhalten, geringes Begrüßungsverhalten
  3. Unsicher/ambivalente Bindung: klammerndes Verhalten, Trennungsstress
  4. Desorganisierte/chaotische Bindung: Neigung zu Zwangsverhalten, Verlustängste

Welche Bindung der Hund zu dir entwickelt, hängt neben seiner Genetik und Erfahrung vor allem von dir selbst ab.

Wie baust du eine sichere Bindung auf?

Kannst du ein sicherer Hafen für deinen Hund sein? Das bedeutet, dass du ihm hilfst, wenn er sich unwohl fühlt. Dass du seine Körpersprache verstehst und darauf eingehen kannst. Dass du klar und fair mit ihm umgehst und vor allem ihm Schutz bieten kannst.

In Studien zur Bindung wird oft das Verhalten des Hundes bei Abwesenheit seines Menschen und Wiederkommen bewertet. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass der Mensch sich genauso auf seinen Hund freuen darf statt ihn zu ignorieren, wie es der Hund tut.

Auch das Anbieten von gemeinsamen Hobbies und Problembewältigungen schweißt zusammen und stärkt damit die Bindung.

Was solltest du vermeiden?

Unsicherheit beim Hund entsteht vor allem, wenn dein Hund nicht verstehen kann, was du von ihm willst. Der Wechsel von unangebrachter Strafe und Lob führt ebenfalls zu großer Unsicherheit. Zu langes Alleinlassen, fehlende Bedürfnisbefriedigung und zu häufiges Ignorieren ist der Tod jeder guten Beziehung.

Bindungsübungen

Es gibt in diesem Sinne also keine Bindungsübung, mit der du von jetzt auf gleich eine tolle Bindung hast. Beziehungsarbeit ist genau das: Arbeit. Lebt so zusammen, dass alle Freude aneinander haben und abends zufrieden ins Bett fallen können. Gib deinem Hund die Sicherheit zu wissen, was erlaubt ist und was nicht und wie Dinge in der Menschenwelt funktionieren. Lass ihn nicht im Regen stehen aber lass ihn auch seine eigenen Erfahrungen machen.

Sklavenhaltung ist genauso abzulehnen wie Helikoptern. Wenn du selbst mit einer guten Bindung aufgewachsen bist, dann horch in dich hinein. Nutz deine Empathie und fühle mit deinem Hund.

Bindung im Hundekongress

In den folgenden Hundekongressen haben wir bereits über Bindung gesprochen:

Unsere Speakerin Janey May bietet eine Community*, in der du das Zusammenleben mit deinem Hund stärken kannst.

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

2 Gedanken zu „Bindung“

  1. Hallo Ariane,

    „Ob Hunde eine Bindung aufbauen, hängt zu allererst von den ersten ca. 14 Lebenswochen des Hundes ab. Hat er in dieser Zeit keine Erfahrungen mit Menschen gemacht, ist der spätere Aufbaue einer Bindung schwer bis unmöglich.“

    Diese Erfahrung habe ich mit meiner Hündin Rosa, die aus dem Tierheim kommt, nicht gemacht. Sie war schon ein Jahr alt, als sie zu uns (meinem Mann und mir) kam. Zunächst war sie ängstlich, drehte sich beim Gassigehen immer um, aber mit zunehmender Bindung, Vertrauen und Sicherheit, keine Strafen, ging die Ängstlichkeit vorüber. Ich glaube, liegt daran, dass WIR zunächst die Bindung zu ihr mit Geduld und Liebe aufgebaut haben. Und sie dann die Bindung zu uns. Anfangs war sie unruhig, wenn wir sie alleine ließen. Wir haben ihr Verhalten per Smartphone aufgezeichnet. Sie „heulte“ und lief hin und her, Inzwischen wartet sie ruhig und freut sich, wenn wir wiederkommen. Allerdings lassen wir sie eher selten allein. Einer von uns ist meist zuhause, Wir sind noch dabei, zu üben. Längere Abstände für den Fall, dass wir beide, mein Mann und ich, außer Haus müssen. Wie am Besten?

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