Hundewissen A-Z

Antijagdtraining

Antijagdtraining ist ganz klar eines meiner Lieblingsthemen. Schließlich waren Pia Gröning und mein Buch dazu das Erste zu diesem Thema auf dem Markt und viele haben sich daran orientiert.

Podcast-Folge

A wie Antijagdtraining

Jagende Hunde….wie nervend!! Und doch lieben wir sie, oder?! Was ist Antijagdtraining eigentlich und wie beeinflusst es unser aller Alltag. Ich stelle dir die Möglichkeiten vor und hab auch eine kleine Übung dabei.

Hunde sind Jäger

Das sollte eigentlich klar sein. Sie zeigen also mehr oder weniger ausgeprägtes Jagdverhalten, welches uns Menschen einerseits lächeln, andererseits verzweifeln lässt.

Lächeln? Ja, wirklich, denn viele der normalen Verhaltensweisen, die dein Hund zeigt, kommen aus dem Verhaltenskreis des Jagens. Das Fangespielen mit anderen Hunden, das Zergeln mit einem Spielzeug mit dir, das Um-die-Ohren-Schlagen der Socken, die dein Hund gefunden hat. Das Anschleichen beim gemeinsamen Spiel… Süß, spaßig, bindungsfördern und eben Jagdverhalten.

Verzweifelnd, wenn der Köter wieder den Schwalben hinterherjagt, seine Nase nicht von der Hasenfährte lässt oder das Reh hetzen will. Wenn er lieber stöbert als dein Leckerchen zu nehmen. Wenn er dich quer durch den Wald schleift, weil da was zu sehen war oder ins Gebüsch hüpft, weil es geraschelt hat. Jagdverhalten halt!

Eigentlich besteht also dein ganzer Hund irgendwie aus Jagdverhalten. Er wurde eben geboren, um zu überleben.

Deswegen kann man es tatsächlich auch nicht komplett unterdrücken oder verbieten. Wäre es komplett weg, wäre dein Hund nicht mehr dein Hund.

„Antijagdtraining“ ist deshalb auch kein sinnvoller Begriff, aber er ist halt schön einprägsam 😊

Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle

Das, was wir alle wollen, ist, dass unsere Hunde kontrollierbar sind.

Sie dürfen Zergeln mit dem Spielzeug, sollen aber auf Signal loslassen. Sie dürfen sich gegenseitig hinterherrennen, aber sich nicht hetzen. Sie dürfen Schnüffeln, was das Zeug hält, sich aber abrufen lassen. Sie dürfen dabei weder sich selbst noch anderen schaden!

Gerade bei Hunden, die für die Jagd selektiert, also extra gezüchtet wurden (wie der Beagle, der Dackeln, der Weimaraner, der Irish Setter, der Cocker und viele andere), bedeutet es jedoch nicht nur Training an den Grundbegriffen wie „Hierher“, „Stopp“ und „Lass das“ .

Vor allem die folgenden Punkte verändern das Zusammenleben mit einem unkontrolliert jagenden Hund zu einem kontrollierbaren Hund.

Was der Hund lernen muss

1. Orientierung

Dein Hund lernt, immer bei dir nachzufragen, wenn er was möchte. Er lernt, darauf zu achten, wo du bist und dich nicht zu verlieren. Er lernt, von dir zu lernen und dir zu vertrauen.

Du erreichst das, wenn ihr gemeinsam Spaß habt, ein gemeinsames Hobby findet. Wenn du deinem Hund auch mal das bieten kannst, was er gern tut. Das Verstärken der Kontaktaufnahme zu dir mit Futter, vor allem aber auch mit gemeinsamen Aktivitäten fördert die Orientierung an dir. Sei verlässlich, fair und klar und somit ein guter Partner für deinen Hund.

2. Radius

Dein Hund lernt, sich nicht weiter als eine bestimmte Länge von dir zu entfernen.

Du erreichst das zum Beispiel mit Hilfe einer Schleppleine. Lernt dein Hund einzuschätzen, wie lang die Leine ist, kannst du einen Trainingsradius etablieren. Kündige das Leinenende an und belohne, wenn dein Hund es selbständig einhält. Geht er darüber hinaus, startet gemeinsam von vorn.

3. Impulskontrolle

Dein Hund lernt, nicht unüberlegt zu handeln und auf Reize weniger heftig zu reagieren und sich nicht zu sehr aufzuregen (das musst du allerdings auch lernen!).

Abwarten und Tee trinken sollten oft auch die Menschen lernen. Du kannst deinem Hund helfen, indem du ihm beibringst, dass stehen und warten erfolgreich ist, denn danach kann er mit dir gemeinsam schauen, wo die Maus verschwunden ist. Bring ihm bei, auch bei hoher Erregung Signale auszuführen. In kleinen Schritten klappt das Lernen gut. Hilf ihm, sich schneller wieder abzuregen und zu entspannen, wenn er wirklich mal hochgefahren ist. Was braucht genau dein Hund, um es selbst zu schaffen?

4. Bedürfnisbefriedigung

Dein Hund braucht einen anderen Job, wenn er schon nicht jagen darf.

Schau, wofür dein Hund gezüchtet wurde und überlege, was euer gemeinsames Hobby werden könnte. Ist das Gehirn beschäftigt, sucht er sich nichts Eigenes aus. Dummytraining, Schlitten ziehen, Hoopers oder Nasenarbeit, die Möglichkeiten sind so vielfältig.

Was du mit deinem Hund intensiver oder weniger intensiv trainieren musst, hängt von der Rasse und deinem individuellen Hund ab. Ganz wichtig ist übrigens auch, dass DU lernst, in den entsprechenden Situationen das Richtige zu tun. Oft ist das schon die halbe Miete.

Antijagdtraining im Hundekongress

Weil das Thema so wichtig ist, habe ich es in folgenden Hundekongressen besprochen:
Bei Pia findest du übrigens einige Onlinekurse* zu diesem Thema, die dich weiterbringen können.

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

2 Gedanken zu „Antijagdtraining“

  1. Hallo Ariane,
    ich nutze für meine Hündin die automatische Auf- und Abrollleine, die ich an einem Gürtel an meinem Bauch befestige. So habe ich meine Hände frei, kann aber mit Hand jederzeit eingreifen, Leine verkürzen oder verlängern. Meine Hündin kann so 5 m frei laufen, schnuppern usw. Wenn zB zu nah an anderen Menschen, verkürze ich Leine etc. Oder zu nah an Straße. Das handhabe ich so beim Gassi an meinem Wohnort. Im Wald, wo Hunde frei laufen dürfen, läuft meine Hündin – sie heißt Rosa – ohne Leine, spielt und rennt mit anderen Hunden, die auch Lust dazu haben. Da sie auch ihrem Jagdinstinkt folgt, kann es passieren, dass sie außerhalb meiner Sichtweise ist. Am Anfang mußte ich einige Minunten – einmal 30 Minuten warten, bis sie – angerannt – wieder zu mir kam. Aber sie kommt immer wieder.Zum Glück. Mit der Zeit hat sie gelernt, nicht aus Sichtweite bzw. nicht lange aus Sichtweite zu entfernen. Habe keine Sorge, dass sie mir bzw. uns, meinen Mann und mir, wegläuft. Bindung zu uns ist gut. Dennoch hat sie sicherheitshalber einen Tracker für den Fall aller Fälle. Wir haben unsere Hündin Rosa 1 und halbes Jahr, Aus einem Tierheim. Zuvor war sie als Welpe in Rumänien. Wir – wenn ich es so sagen darf – lieben unsere Hündin Rosa. Wollen das Beste für sie. Was meinst du? Verhalten wir uns richtig? Hast du noch einen Tipp?

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