Hundewissen A-Z

Orientierung

Mit Orientierung ist im Zusammenleben mit Hund meist gemeint, dass der Hund auf seinen Menschen achtet, diesen im Kopf behält und ihm folgt. Er soll den Menschen als Vorbild erkennen und sich in unsicheren Situationen daranhalten, was dieser tut oder will. Orientierung gehört also auch in den Bereich Beziehung und Bildung einer Bindung mit dem Hund.

Podcast-Folge

O wie Orientierung

Hach, was wäre das Leben schön, wenn der Hund mehr auf mich achtet als ich auf ihn achten müsste! Nur meist hat er halt andere Dinge im Kopf. Und das ist ja auch gut so, denn er ist ein eigenes individuelles Lebewesen.
Trotzdem ist Orientierung eine wichtige Sache, um das Zusammenleben zu erleichtern.
Ich teile meine Orientierungsgedanken mit dir 🙂

Damit sich jemand (in diesem Fall der Hund) am Menschen orientiert, muss dieser für den Hund wichtig werden. Wie diese Wichtigkeit aussieht, kann verschieden sein und somit auch das Training dazu.

Wie wirst du für deinen Hund wichtig?

Zuersteinmal, haben wir Menschen als Hundehalter einen Wichtigkeitsvorschuss. Denn unser Hund ist bis zu einem gewissen Grad von uns abhängig. Ohne uns kann er nicht zur Tür raus. Er bekommt kein Futter (was er nicht selbst findet), er hat keine sozialen Kontakte ohne uns und bekommt weder Liebe noch Nähe.

Diese Grundbedürfnisse, die jeder Hundemensch seinem Hund zu erfüllen hat, bedingen also eine Grundwichtigkeit, die dazu führt, dass du für deinen Hund eine gewisse Relevanz hast. Deshalb ist es wichtig, diese Grundbedürfnisse so zu erfüllen, dass dein Hund sie mit dir gemeinsam erleben und wahrnehmen kann.

Habt ihr beide Freude am gemeinsamen Spazierengehen, steigt deine Wichtigkeit mehr, als wenn ihr zwar nebeneinander aber nicht miteinander geht. Agierst du mit deinem Hund spielerisch und liebevoll, kuschelnd und entdeckerisch, nimmst du einen Platz im Leben deines Hundes ein, den er nicht anders zu füllen braucht.

Wenn du neben dem Erfüllen der Grundbedürfnisse, die du begleitest nun auch noch das findest, was deinem Hund wichtig ist, steigt deine Wertigkeit weiter. Fressen, Kuscheln, Schlafen, Sicherheit ist die breite Basis. Ein gemeinsames Hobby, bei dem beide voneinander profitieren und sich gegenseitig fordern und fördern, macht dich unverzichtbar.

Weil du jedoch kein Hund bist, wird es dennoch Situationen geben, in denen dein Hund sich mehr auf sich selbst verlässt als auf dich. Zum Beispiel wenn es ums Jagen geht oder auch bei Gerüchen, weil wir da einfach unglaublich schlecht sind. Deshalb kann man Orientierung auch gezielt trainieren.

Wie trainiert man Orientierung am Menschen?

Neben dem normalen Alltagshandling, wie oben beschrieben, was dazu führen sollte, dass dein Hund sich an dir orientieren mag, weil er dir vertraut und sich bei dir sicher fühlt, ist es sinnvoll, das durch Training zu unterstützen.

Zur Orientierung gehört, dass dein Hund dich wahrnimmt. Das tut er meistens, auch wenn du es nicht mitbekommst. Hunde haben ein breiteres Gesichtsfeld als wird. Läuft dein Hund vor dir und schaut nur leicht zur Seite, sieht er dich schon, auch wenn du das nicht siehst. Anhand seiner Ohren erkennst du, wo seine Aufmerksamkeit liegt. Sind die Ohröffnungen zu dir orientiert, nimmt er dich wahr.

Blickkontakt einfangen

Damit der Fokus der Wahrnehmung noch deutlicher wird und du es auch erkennst, ist es sinnvoll, das genaue Hinschauen zu üben. Der Hund soll also gezielt und häufiger den Kopf so drehen, dass er dir ins Gesicht sehen kann. Ein Menschending!

Übe das, indem du seine Kontaktaufnahme, die er von sich immer mal anbietet, belohnst. Immer wenn er auf dem Spaziergang von sich zu dir kommt oder dich anschaut, lobe ihn und biete ihm ein Spiel, eine Übung oder Futter an.

Blickkontakt auf Signal

Damit dein Hund lernt, dass der direkte Blick zu dir völlig in Ordnung und sogar erwünscht ist, kannst du es gezielt als Signal trainieren. Kurz bevor, dein Hund dich anschaut, sagst du „Schau“ und belohnst, wenn er es tut. Je öfter du so das Signal vor das Verhalten setzt, desto stärker ist es im Hundekopf verknüpft. Jetzt kannst es mal geben, wenn dein Hund nicht groß abgelenkt ist, aber selbst nicht schauen würde. Sag dein Signal. Schaut er, dann lobst und belohnst du. Übe es nun unter steigender Ablenkung und du hast ein tolles Signal, welches dir die Aufmerksamkeit deines Hundes einbringt.

Blickkontakt als Türöffner

Der Blickkontakt kann auch verstärkt werden, wenn du ihn jedesmal forderst bevor der Hund etwas Beliebtes tun möchte. Zum Beispiel vor dem Rausgehen zur Tür. Oder bevor er abgeleint wird. Oder bevor er das Futter bekommt. Er lernt so, gezielt bei dir nachzufragen durch Anschauen. Hast du die Augen des Hundes bei dir, hast du auch das Gehirn des Hundes!

Neue Welten erkunden

Orientierung trainierst du auch, wenn ihr nicht immer die bekannten Wege geht, sondern Neues erforscht. Hier ist dein Hund sicher abgelenkt und würde auch allein gehen. Du kannst dich hier einbringen, indem du ihm entweder ankündigst, wo es langgeht und ihm bei Befolgen neue tolle Sachen zeigst. Oder du hältst die Leine fest, wendest dich in die gewünschte Richtung und wartest bis dein Hund mitläuft. Je nach Ablenkung, kannst du auch den Weg ohne Ankündigung wechseln, wenn du weißt, dass dein Hund rechtszeitig schauen wird, dich nicht zu verlieren. Gerade bei vielen abzweigenden Wegen wird er dann häufiger schauen, was du Neues aussuchst.

Natürlich darf auch mal dein Hund entscheiden, je nachdem, was du gerade üben und fördern möchtest.

Je interessanter du also bist und je besser dein Hund weiß, wie er Kontakt zu dir bekommt, desto stärker wird er sich an dir orientieren. Neben dem Respektieren der individuellen Eigenschaften deines Hundes, seinem Sicherheitsbedürfnis und seinen Interessen, kannst du die Kontaktaufnahme als Verhalten auf Signal auch trainieren und durch die entsprechende Reaktion verstärken.

Orientierung im Hundekongress

Über Orientierung hat uns Pia Gröning im Stay@Home Kongress informiert. In Volume 2 habe ich mit Arne Winkler zum Thema Grunderziehung darüber gesprochen.

Was sind deine Gedanken zum Thema "Orientierung"?

Schreib es uns gern unten in die Kommentare!

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

2 Gedanken zu „Orientierung“

  1. Hallo Ariane,
    habe entdeckt, dass unsere Hündin ein Zeitgefühl hat und sie weiß genau, dass ich morgens mit ihr Gassi gehe. Abends mein Mann. Steht dann vor dem Gassigehen neben mir morgens und abends neben meinem Mann.
    Am Tag natürlich längere Spaziergänge, Wanderungen etc. Sie ist ein echter Wanderhund, geht gern mit uns gemeinsam (auch in Gruppe mit Freunden) und wenn einer etwas zurückbleibt, ich zb, wenn ich fotografiere, dann schaut sie nach mir, kommt, als wenn sie mich auffordern wollte, weiterzugehen. Gleiches bei meinem Mann. Wir haben ihr das nicht beigebracht. Das macht sie von sich aus. Jedoch, wenn sie eine andere Richtung einschlagen will, die wir nicht gehen, dann sagen wir ihr einfach: Rosa, hier lang. Und sie versteht das. Auch welche Richtung gemeint ist. Manchmal, aber seltener, zeigen wir mit Hand, wo es lang gehen soll. Gibt beim Gassigehen aber auch Zeiten, wo sie uns zeigt, wohin sie gehen will. Bleibt dann stehen, da wo es in ihrem Sinne lang gehen soll. Das passiert aber nicht bei Wanderungen oder längeren Spaziergängen, sondern beim Gassigehen. Wir lassen sie dann auch gewähren. Also, sie muss nicht immer unserer Nase folgen. Aber sie weiß, wann uns folgen, und wann wir ihr folgen wollen. Sie orientiert sich so an uns oder?

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