Hundewissen A-Z

Positive Verstärker

Positive Verstärker sind angenehme Gefühle auslösende Dinge, die ein damit verbundenes Verhalten häufiger auftreten lassen. In diesem Satz steckt unheimlich viel drin und wir sollten das auseinandersortieren.

Podcast-Folge

P wie Positive Verstärker

Futter und Spielzeug… die kennt man ja als Dinge, die dazu führen sollen, dass dein Hund macht, was du willst. Aber was genau wirkt eigentlich an diesen Dingen? Was genau verstärkt positiv? Emotionen sind das Zauberwort und ich teile meine Gedanken dazu mit dir. Ein wenig durcheinander, aber hey, es sind Gedankenblitze…

1. Verhalten verstärken

Wir verändern unser Verhalten abhängig davon, was dieses Verhalten bewirkt. Bei anderen oder bei uns. Wir zeigen Verhaltensweisen häufiger, wenn sie für uns erfolgreich sind. Wir sind zum Beispiel auch morgen wieder nett zum Nachbar, wenn dieser uns Zucker leiht. Wir gehen auch morgen arbeiten, wenn wir dafür Geld erhalten. Wir organisieren jährlich eine (oder mehrere…je nach Kinderanzahl!) Geburtstagsfeier, weil uns die leuchtenden Augen unserer Kinder erfreuen.

Schöne Konsequenzen, wie der notwendige Zucker, das Geld und die leuchtenden Kinderaugen verstärken unsere Motivation freundlich zu sein, arbeiten zu gehen, eine Geburtstagsfeier auszurichten.

2. Angenehme Gefühle werden ausgelöst

Ganz grundsätzlich sind es die Gefühle, die wir empfinden, die einen Einfluss auf das Verhalten haben. Der Zucker, das Geld, die Augen sind nur der Auslöser für das Gefühl. Der Zucker löst in uns ein Glücksgefühl aus, weil er Respekt transportiert und Anerkennung des Nachbarn.

Das Geld bewirkt Erleichterung und ein Sicherheitsgefühl, weil man zB. die Tierarztrechnung bezahlen kann.

Die leuchtenden Augen bewirken eine Hormonausschüttung, die Liebe initiiert und Befriedigung.

3. Gefühle, die mit dem Verhalten in Verbindung stehen

 Nur wenn uns klar ist, was wir getan haben, damit wir diese Gefühle empfinden, können wir diese wieder auslösen, indem wir das Verhalten wiederholen. Als Mensch können wir abstrakter denken als unsere Hunde. Beim Hund muss das positive Gefühl auslösende Ding innerhalb einer Sekunde nach dem Verhalten kommen, damit der Hund weiß, um welches Verhalten es ging. Der Mensch kann auch außerhalb dieser Zeitspanne mit Logik beides verknüpfen.

Was genau löst was aus?

All diese Punkte beinhalten die ganze Schwierigkeit des Hundetrainings. Wir wissen nämlich ganz oft nicht, welche Gefühle tatsächlich ausgelöst werden im Hund. Wir hoffen, dass der Hund sich über Futter sehr freut. Aber freut er sich so sehr darüber, dass er sich noch 20 Mal hinsetzt?

Wir arbeiten zwar für Geld, aber wäre es nur das Geld, ist die Arbeit die wir abliefern ganz sicher nicht von allerbester Qualität. Erst, wenn uns die Arbeit auch gefällt und uns damit direkt Freude bereitet, können wir das Optimum bieten.

Viele Hunde mögen Futter und machen dafür Dinge, die du möchtest. Aber erst, wenn deinem Hund diese Dinge selbst auch Freude bereiten, wird er sie in der Qualität abliefern, die du gern hättest.

Neben der reinen Technik, die von primären Verstärkern wie Futter, Spielzeug etc. spricht, vom richtigen Timing und genauem Beobachten, sind es vor allem die Emotionen, die wir im Blick behalten sollten.

Lerngesetze und pädagogische Grundlagen

Oft widersprechen sich die Anhänger der Lerngesetze (die klar feststehen) mit den Anhängern der Pädagogik/Bindungstheorien (die ebenfalls feststehen). Dabei gehören beide Ansichten zusammen!

Erstere vergessen ab und an, dass Training Spaß machen muss und zwar auch dem Hund. Gutes Timing allein schafft keine positiven Emotionen.

Zweitere fokussieren oft zu sehr auf die hoffentlich vorhandene gute Bindung und konzentrieren sich zuviel auf Respekt, Grenzen setzen und Verständnis. Aber ohne die richtige Verknüpfung und den richtigen Emotionsübertragenden Verstärker entsteht die gewünschte Verknüpfung nicht.

Individuelle und allgemeine Vorlieben

Es ist deshalb unsere Aufgabe, zu wissen, was Hunde gern mögen. Wir können Vorlieben trainieren, indem wir Lieblingsspielzeuge einführen. Wir können ganz besonderes und seltenes Futter benutzen und wir können Liebe anbieten.

Was alle Hunde benötigen ist Futter, Wasser, Sozialkontakt, Auslauf. Also können dieses auch generell als positive Verstärker eingesetzt werden. Ich kann täglich das ruhige Warten vor der Tür damit belohnen, dass er dafür hinausgehen darf, statt die Tür zu öffnen, wenn er bellt. Ich kann das Behalten aller vier Beine am Boden beim Runterstellen des Napfes verstärken, statt den Napf hinzustellen, wenn er hochhüpft. Ich kann das zu mir Kommen oder Hinsetzen belohnen, indem ich ihn zum Hundekumpel laufen lasse, statt ihn an der Leine hinzerren zu lassen.

Ob dein Hund für diese grundlegenden Dinge jedoch auch Kopfstand macht, hängt von seinen individuellen Motivationen ab.

Jeder muss also seinen Hund beobachten, um herauszufinden, was dieser gern mag. Vieles kann man der Rassebeschreibung schon entnehmen, aber längst nicht alles. Schnüffelt er gern? Spielt er gern körperlich oder macht er lieber Fangespiele? Trägt er gern etwas in der Schnauze? Kaut er gern auf etwas herum? Mag er Kuscheln auch auf dem Spaziergang? Springt er gern ins Wasser? Mag er es neue Menschen oder Hunde zu begrüßen oder hat er lieber Abstand? Geht er lieber weg von Unbekanntem oder will er es lieber erkunden?

All diese Dinge, die du erkennen musst, sind emotionsauslösende Dinge oder Verhaltensweisen. Sie einzusetzen bewirkt ein sehr viel erfolgreicheres Training.

Was willst du herausbekommen?

Reicht dir, dass dein Hund ausreichend lernt und tut, was du willst, ohne dass du allzuviel Aufwand hast, dann halte dich an die allgemeinen Vorlieben. Im besten Fall hast du Glück und dein Hund ist so verfressen, dass du mit Futter alles erreichst.

Möchtest du aber sehr schnell Erfolg und optimale Ergebnisse , musst du Vorarbeit leisten und deinen Hund kennenlernen und im Übrigen selbst Spaß an der Sache haben (denn auch das hat Einfluss).

Denn je höher die Motivation, desto besser das Ergebnis, wenn du gleichzeitig auch noch die Technik beherrschst.

Positive Verstärker sind also weit mehr als Futter und das Bällchen. Was sind die besten positiven Verstärker für deinen Hund?

Positive Verstärker im Hundekongress

Über Positive Verstärkung habe ich im fünften Kongress mit Gerd Schreiber gesprochen. Im vierten Kongress gab es eine Livediskussion rund um Leckerchen als Verstärker. Im dritten Kongress beschäftigten wir uns in einer Livediskussion über gutes Training und mit Michaela Hares habe ich im ersten Kongress über die Technik guten Hundetrainings gesprochen.

Was sind deine Gedanken zum Thema "Positive Verstärker"?

Schreib es uns gern unten in die Kommentare!

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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