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Territorialverhalten

Unter territorialem Verhalten versteht man Verhaltensweisen, die dazu dienen sollen, Nahrungs- und Sexualkonkurrenten auf Distanz zum eigenen Habitat zu halten. Lebewesen konkurrieren in aller Regel um Nahrung und Sicherheit. Es ist deshalb für sie von Vorteil, ein begrenztes Gebiet von Konkurrenten freizuhalten, um dessen Ressourcen für sich bzw. seine Gruppe zu nutzen. Auch bei unseren Hunden ist dieses Verhalten noch in den Genen verankert. Manche Rassen sind stärker auf dieses Verhalten selektiert und zeigen es daher intensiver als andere.

Gibt es reines Territorialverhalten?

Oft überschneidet sich das sichtbare Verhalten, welches als territorial benannt wird jedoch auch mit anderen Motivationen.

Hunde, die Unsicherheiten gegenüber fremden Menschen zeigen, verbellen diese, wenn sie an der Haustür stehen ebenso, wie wenn sie ihnen an einem unbekannten Ort begegnen. Ob das Verhalten zuhause vorwiegend territorial bedingt ist oder unsicherheitsbedingt, lässt sich eher nicht auseinanderhalten.

Insgesamt ist das reine Territorialverhalten beim Hund schwer abzugrenzen. In der Regel sind Menschen weder Nahrungs- noch Sexualkonkurrenten, weshalb territoriales Verhalten vor allem gegenüber fremden Hunden im eigenen Wohnumfeld auftreten sollte. Da Hunde aber so eng mit dem Menschen zusammenleben, dass diese vermutlich zur Familie gehören, kann auch das Verbellen und Anzeigen von fremden Menschen zum territorialen Verhalten unserer Haushunde gezählt werden.

Auch die Ressourcenverteidigung ist im Grunde zum territorialen Verhalten zu zählen. Das Verteidigen des Territoriums ist gleichzeitig das Verteidigen der Ressource. Jedoch geht die Ressourcenverteidigung noch etwas weiter. So kann eine Ressource auch gegenüber Mitgliedern der eigenen Familie verteidigt werden. Je nachdem ist auch dieses Verhalten schwer von territorialem Verhalten abzugrenzen. So verteidigen Herdenschutzhunde oftmals nicht ausschließlich den Ort, auf dem sie sich aufhalten, sondern vor allem die ihnen anvertraute Gruppe unabhängig vom Ort.

Woran erkennt man territoriales Verhalten?

Hunde markieren ihr Territorium auf verschiedene Arten und verteidigen es gegen Konkurrenten.

Duftstoffe

Sie hinterlassen Duftstoffe durch Urinieren und Scharren/Kratzen an den Rändern der Reviergrenzen. Bei Rüden kann es passieren, dass sie im Überschwang der Hormone in Gegenwart läufiger Hündinnen auch innerhalb der Wohnung das Bein heben. Es handelt sich um ein hormonell ausgelöstes Verhalten über das der Hund nicht immer die absolute Kontrolle hat.

Starkes Kratzen und Scharren nach dem Absetzen von Urin und Kot deutet auf reviermarkierendes Verhalten hin. Vor allem wenn der Geruch von anderen Hunden zu finden ist.

Anzeige- und Drohverhalten

Hunde reagieren auf die Anwesenheit fremder Hunde und Menschen an den Reviergrenzen oft mit Drohverhalten oder/und Anzeigeverhalten. Sie verbellen diese, auch wenn sie mit ihnen außerhalb des Reviers eventuell freundlichen Kontakt haben würden.

Innerhalb der Wohnung werden fremde Menschen oft genau beobachtet und in ihrer Bewegungsfreiheit begrenzt. Die Unterscheidung zwischen Unsicherheit gegenüber dem Menschen und territorialem Verhalten ist fließend.

Problematisch wird es dann, wenn vom Hund eine Gefährdung ausgeht. Wenn er Besuch bedroht oder sogar beisst. Auch das Verbellen am Gartenzaun kann ein Problem darstellen, ist aber oft nicht allein territorial bedingt. Im Garten kann Langeweile und Spaß an der Interaktion dazukommen.

Was tun?

Sobald andere Lebewesen gefährdet sind, muss das Problem angegangen werden. Zuerst geht es darum, Situationen zu entschärfen. Der Hund darf nicht mehr allein in den Garten. Oder er wird in einen anderen Raum getan, wenn Besuch kommt. Er wird an der Leine geführt oder/und bekommt einen Maulkorb.

Im Training geht darum, dem Hund ein alternatives Verhalten beizubringen. Außerdem soll er lernen, dass der Mensch sich um den Besuch kümmert.

Bellt der Hund Besuch an, kann er lernen, auf seinem Platz zu bleiben, bis der Mensch den Kontakt begleitet (oder dieser weg ist). Er darf Geräusche im Hausflur kurz anzeigen, übergibt das Handeln dann aber seinen Menschen. Er darf im Garten kurz bellen, wenn der Postbote kommt, muss sich dann aber abrufen lassen usw.

All das lernt er in kleinen Schritten mit vernünftigem Aufbau. Reines Schimpfen wird hier nicht helfen, denn die vorhandene Erregung würde das Problem eher verschärfen.

Territorialverhalten im Hundekongress

Über das richtige Training habe ich im Hundekongress Vol. 3 mit Dr. Stephan Gronostay gesprochen. In diesem Webinar hat er es zudem noch einmal ausführlich erläutert.

Was sind deine Gedanken zum Thema "Territorialverhalten"?

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Ariane Ullrich

Ariane Ullrich

Ariane Ullrich ist Verhaltensbiologin, Initiatorin des Hundekongresses, Hundetrainerin, Hundetrainertrainerin, Autorin und Referentin.

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